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Wenn man auf die aktuellen Entscheidungen der Corona-Politik blickt, sieht man vor allem eins: Überforderung. Die Maßnahmen zeigen keine Wirkung, konsequent werden die gleichen Heilmittel verschrieben. Das Vertrauen der Bürger schwindet. Ein Kommentar von Pioneer-Experte Guido Schmidt.

Die In­zi­denz­wer­te stei­gen wie­der an und die Po­li­tik veröffentlicht regelmäßig neue Beschlüsse zur Coronabekämpfung. Doch ohne sichtbaren Erfolg. Die bis­he­ri­gen Maß­nah­men scheinen nicht zu greifen.

Im Grun­de ha­ben wir alle zweimal ver­lo­ren: die Bür­ger an Frei­hei­ten und Zu­ver­sicht. Die Po­li­tik an Er­folg und Zu­spruch. Die Wis­sen­schaft an Er­kennt­nis und Lö­sun­gen.

Da es sich bei Co­ro­na um et­was Neu­es und Un­be­kann­tes han­del­te, schaute die Bevölkerung vor ei­nem Jahr gebannt auf die Vi­ro­lo­gen, in der Hoff­nung auf Erklä­rung und Handlung. Schnell wur­den di­ver­se Zah­len­ko­lon­nen zu­sam­menge­tra­gen und die wich­tigs­ten Wer­te zur Be­ur­tei­lung der Ge­fah­ren­la­ge de­fi­niert. Seit März letz­ten Jah­res ha­ben wir ge­lernt, was ein In­zi­denz­wert und eine Reproduktionszahl sind. Die kri­ti­schen Schwel­len­wer­te wur­den in unser kol­lek­ti­ves Gedächt­nis eingebrannt.

Die Wis­sen­schaft er­leb­te ei­nen Boom und konn­te aus ih­rem Schat­ten­da­sein her­aus­tre­ten. Die Licht­ge­stal­ten der Wis­sen­schaft wur­den erstmal ak­zeptiert. Jede Press­kon­fe­renz und Ver­laut­ba­rung wur­de zu ei­nem öf­fent­li­chen Spek­ta­kel.

All das Wis­sen und die ge­ball­te sta­tis­ti­sche Kom­pe­tenz der Wis­sen­schaft führ­te al­ler­dings nur zu ei­ner recht ein­fa­chen Handlungsempfehlung: Pau­scha­le Re­duk­ti­on al­ler Kon­tak­te – Lock­down. Ich möch­te die­se Maß­nah­men vor ei­nem Jahr durch­aus verteidigen. Wenn die Si­tua­ti­on voll­kom­men un­klar ist, dann muss man schnell und harsch re­agie­ren. So funk­tio­niert ein gu­tes Kri­sen-Ma­nage­ment. Zü­gi­ges und wei­te­rei­chen­des Han­deln ist in ei­ner Kri­se al­ter­na­tiv­los.

Das sta­tis­ti­sche Wis­sen­schafts-Manage­ment

Ein heu­ti­ger Blick auf die wis­sen­schaft­li­chen Vor­schlä­ge zur Pan­de­mie­be­kämp­fung: ein reines De­sas­ter. Nach tausenden von wissenschaftlichen Aus­wer­tun­gen und Zah­len­ko­lon­nen im­mer noch die glei­che Ant­wort wie vor ei­nem Jahr: to­ta­ler Lock­down. Die Wis­sen­schaft hat nicht ge­lie­fert.

Po­li­tik ohne Füh­rungs­qua­li­tä­ten

Die Po­li­tik nimmt die zu­ge­tra­ge­nen In­for­ma­tio­nen ge­leh­rig auf, über­nimmt aber kei­ne Füh­rungs­rol­le. Die Po­li­ti­ker sit­zen in den Pressekonferenzen wie Schüler ne­ben den Wis­sen­schaft­lern und schau­en ge­ra­de­zu über­mannt auf die Kom­pe­tenz der Wis­sens­trä­ger.

Nach­dem nun das Kri­sen-Ma­nage­ment ver­sagt hat, braucht man ei­nen grund­le­gend neu­en An­satz. In der Sack­gas­se gibt es nur einen Weg raus: Die Umkehr. Es ist nicht nur är­ger­lich, son­dern unverständlich, dass auch nach ei­nem Jahr konsequent die gleichen, scheinbar nutzlosen Maßnahmen verhängt werden.

Die Auf­ga­be der Po­li­ti­ker be­steht nicht dar­in, sich hin­ter der Wis­sen­schaft zu ver­ste­cken und ihnen eine öffentlichkeitswirksame Platt­form zu bie­ten. Die gute Füh­rungs­kraft steht vor­ne im Wind.

Nur ei­ni­ge re­giona­le Ak­teu­re ha­ben den Mut, neue Wege aus­zu­pro­bie­ren. Die rest­li­chen po­li­tisch Ver­ant­wort­li­chen, die of­fen­sicht­lich kei­ne Ver­ant­wor­tung über­neh­men, ver­lie­ren an öf­fent­li­chem Zu­spruch.

Wie geht Füh­rung in der Kri­se

Krea­ti­vi­tät för­dern: Die Po­li­tik muss er­ken­nen, dass die Vi­ro­lo­gen und Gesund­heits­ex­per­ten nur die Si­tua­ti­on be­schrei­ben, aber kei­ne Maß­nah­men lie­fern. Aus den Sta­tis­ti­ken geht kein kreativer Im­puls aus. Die Evi­denz die­ser The­se ist nach einem Jahr be­wie­sen. Bild­lich ge­spro­chen ist aus dem klei­nen Feu­er ein Groß­brand ge­wor­den und die Ge­sund­heits­po­li­ti­ker und Wis­sen­schaft­ler ru­fen nach wie vor nach nas­sen De­cken.

Das zen­tra­le Kri­sen-Ma­nage­ment auf­ge­ben: Auch die Län­der soll­ten end­lich lo­ka­le Kräf­te för­dern. Noch wer­den die ein­zig er­folg­rei­chen In­itia­tiven als „Son­der­weg“ be­ti­telt und da­mit ab­ge­wer­tet.

Die Maß­nah­men be­schleu­ni­gen: Die wis­sen­schaft­li­chen In­sti­tu­te prü­fen die Ge­fah­ren­po­ten­zia­le von Impf­stoffen. Die Gesundheitsämter prü­fen ihre tech­no­lo­gi­sche An­bin­dung. Kom­mis­sio­nen prü­fen die Ein­be­zie­hung von Arzt­pra­xen. So geht weder Krisen-Management noch gute Füh­rung. In der Kri­se muss man schnell und mu­tig ent­schei­den.

Die Menschen ein­bin­den: Wenn wir die As­pek­te der gu­ten Füh­rung auf ei­nen Nen­ner brin­gen wol­len, dann kommt man zwangs­läu­fig zu ei­ner stär­ke­ren Ein­bin­dung der Bevölkerung. Führung heißt doch vor al­len Din­gen Men­schen da­von zu über­zeu­gen, eine Her­aus­forde­rung ge­mein­sam zu meis­tern. Die Kraft von 83 Mio. Men­schen, ak­tiv et­was ge­gen die Kri­se zu tun, wur­de nicht aktiviert.

Fazit: Wir wol­len durch schnel­le Tes­tun­gen her­ausbe­kom­men, wie ge­fähr­lich wir für an­de­re sind. Wir wol­len in der kon­kre­ten Si­tua­ti­on entscheiden, ob Tref­fen mög­lich sind, wenn man ei­nen ne­ga­ti­ven Test mit­bringt. Wir wol­len un­se­re Da­ten ger­ne frei ge­ben, um die Sicherheit ins­ge­samt zu er­hö­hen. Wir wol­len die Frei­heit zu­rückge­win­nen, et­was ge­gen die Pan­de­mie zu tun.

Dieser Text wurdfe am 25. März 2021 bei thepioneer.de veröffentlicht. Er stammt von dem Pioneer  Experten Dr. Guido Schmidt. Möchten auch Sie Ihre Expertise einbringen? Hier erklären wir, wie Sie ein Pioneer-Expert werden können.

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